NHL-Eishockeymagazin
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nr.45 / sep. 2001 

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INTERVIEW mit PREMIERE WORLD
 
"... wir können es dem Zuschauer nicht vorwerfen, wenn er es kritisiert!"
 
Leopold, Fürther, Herget, Schäffler (v.li.n.re.)
Alle Fotos: H.B. Erhardt

Die Live-Übertragungen aus der NHL bei PREMIERE WORLD (PW) gehören mit zu den Topthemen unter den NHL-Fans in Deutschland und Österreich. Viele Fragen werden immer wieder aufgeworfen rund um die Sendungen des Pay-TV Senders.

Die EISHOCKEY.COM Redakteure Stefan Herget und Markus Schäffler haben sich in München mit dem Eishockey-Chef von PW, Herrn Ralph Fürther und Eishockey-Kommentator, sowie Powerweek Moderator, Herrn Michael Leopold zu einem ausführlichen Gespräch getroffen und aufklärende Fragen gestellt.

eishockey.com: Guten Tag Herr Fürther und Herr Leopold, was machen Sie in der eishockeyfreien Zeit?

Leopold: (lacht) Ich habe den Sommer genossen! Allerdings ist der Urlaub auch schon wieder vorbei, weil ich ja außerdem die Fußball-Bundesliga kommentiere. Von daher war Ende Juli die Sommerpause vorbei.

Fürther: Wir hatten bei PW durch die Live-Übertragung aller WM-Spiele bis Ende Mai sehr viel Arbeit. Bei den Stanley Cup Finals waren dann noch vier Kollegen vor Ort, unter anderem der Michael. Anschließend habe ich mir erlaubt, ein paar Tage Urlaub zu machen. Ich betreue jedoch für PW nicht nur das Thema Eishockey, sondern zu meinen Betätigungsfeldern gehört auch Golf und in diesem Bereich sind wir derzeit sehr aktiv. Von daher kam mir die Eishockeypause gar nicht so lange vor, denn PW ist auch noch auf anderen Gebieten tätig.

eishockey.com: Das heißt also, Sie sind rund um das Jahr beschäftigt?

Fürther: Gott sei Dank, haben wir das ganze Jahr lang viel Arbeit.

eishockey.com: Herr Leopold, geht man nach den Kommentaren unserer Leser, so sind Sie zur Zeit der beliebteste Eishockey-Kommentator in Deutschland. Seit wann beschäftigen Sie sich mit Eishockey und der NHL?
 
"... mit 15 Jahren habe ich mein Interesse an der NHL entdeckt."

Leopold: Lange (lacht), zum Eishockey kam ich, da war ich, glaube ich 6. Ich bin zwischen München und Garmisch groß geworden und mein Daddy hat mich zu Spielen des SC Riessersee mitgenommen. Seit ich 10 bin gehe ich regelmäßig zum Eishockey und mit 14 oder 15 Jahren habe ich mein Interesse an der NHL entdeckt, wobei es natürlich früher aufgrund der beschränkten Medienvielfalt, Mitte der Achtziger Jahre, nicht so viele Informationen gab. Man hat versucht sich über Bücher und Zeitschriften auf dem Laufenden zu halten. Ich habe auch selber etwas Eishockey gespielt, allerdings nur in den untersten Ligen (lacht)!

eishockey.com: Und wie sind sie dann zum Fernsehen gekommen?

Leopold: Ich habe 1992 das Abitur gemacht und bereits während meiner Schulzeit 1990 angefangen beim Radio zu arbeiten. Wie jeder einmal anfängt mit ganz kleinen Beiträgen für 30 Mark. Irgendwann kamen dann Anfragen, ob ich nicht Lust hätte live zu kommentieren und zu moderieren. 1995 absolvierte ich die ersten Fernsehpraktikas und so hat sich alles Weitere ergeben.

eishockey.com: Herr Fürther, von Ihnen ist zwar bekannt, dass Sie Pressesprecher der DEL waren, doch wie haben Sie Ihre Liebe zum Eishockey entdeckt?

Fürther: Die Geschichte mit dem Vater kommt mir bekannt vor: Auch meiner hat mich mitgenommen und ich habe viele kalte Abende im ‚Linde', das es ja mittlerweile gar nicht mehr gibt, verbracht ...

eishockey.com: ... und dabei eiskalte Füße geholt!

Fürther: Die Apotheken in Nürnberg haben viel Geld verdient, aber es waren auch schöne Zeiten. Für den Nürnberger Privatsender Charivari kommentierte ich später Spiele des EHC. Nach einer beruflichen Pause vom Eishockey war ich sehr überrascht, dass meine Reportagen, die ich bei Charivari gemacht habe, dem Werner Johannes Müller aufgefallen waren, der damals Chefreporter von Eurosport wurde. Er hörte sie immer auf der Heimfahrt, wenn er beim Kicker Feierabend machte. Er hat mich gefragt, ob ich Interesse hätte, auch das Thema NHL für Eurosport mit aufzubauen, was ich dann zweieinhalb Jahre gemacht habe.
Nach einem Engagement bei Sat1, bekam ich ein Angebot von der DEL als Pressesprecher zu arbeiten. Der Job hat mir sehr viel Spaß gemacht. In dieser Zeit gab es Kontakte zu Carsten Schmidt, dem jetzigen Sportchef von PW.

eishockey.com: Gibt es für Sie beide ein Lieblingsteam in der DEL bzw. NHL?

Leopold: Ich darf es ja sagen, ich habe kein Problem damit. Sie spielen zweitklassig und werden es wohl immer bleiben: Der SC Riessersee und das verhehle ich auch nicht, weil ich denke, jeder wächst irgendwo auf, wird mit irgendeinem Verein groß. Bei mir war es eben Garmisch-Partenkirchen. Auch wenn es viele nicht glauben wollen, in der NHL gibt es ehrlich gesagt kein Lieblingsteam, aber ich bin schon sehr interessiert an den 'Original Six', denn die Traditionsmannschaften liegen mir am meisten.

Fürther: In der DEL habe ich 16 Lieblingsteams und komme aus Nürnberg (lacht) ...

eishockey.com: ... sehr diplomatisch. Die Auswahl eines Lieblingsteams lässt ihre jeweilige Position wohl auch nicht zu?
 
"... deswegen muss der Fan begreifen, dass Schlagzeilen definitiv nur über deutsche Namen funktionieren."

Leopold: Ich denke, dass man so professionell sein muss, dass selbst wenn es für den einen oder anderen Verein Sympathien gäbe, der Zuschauer es nicht merken dürfe. Sollte Garmisch, was ich nicht denke, jemals in der DEL spielen, dann wird man das hoffentlich 'on air' nicht hören. Wobei es ist immer schwierig und Ralph weiß das auch, von Hannover über Köln bis München und hin zu Nürnberg wurde uns eigentlich schon immer vorgehalten, Fan der jeweiligen Mannschaft zu sein. Solange die Bandbreite so groß ist, machen wir unseren Job richtig.

Fürther: Wissen Sie, wir sind ja Transporteure der Geschichten und wir freuen uns, wenn es eine Story gibt. Der Eishockeysport ist im Vergleich zu Fußball und Formel 1 leider häufig arm an positiven Geschichten. Wir sind sehr erfreut über die Entwicklung bei den Revier Löwen und die Erfolge bei der Nationalmannschaft, die sich kurzfristig eingestellt haben und hoffentlich anhalten werden. Negative Diskussionen, wie die um die Capitals helfen uns zum Beispiel nicht weiter.

Leopold: Es ist auch definitiv so, dass bezüglich der NHL häufiger Fragen kommen, warum immer wieder St. Louis und San Jose übertragen werden. Es gibt mit Sicherheit viele Eishockeyfans, die sich das nicht vorstellen können: Eishockey wird in einige Städte transportiert, jedoch sicherlich nicht deutschlandweit. Wenn ich heute in einer Schlagzeile die NHL deutschlandweit verbreiten will, dann nützt mir definitiv NUR ein deutscher Spieler. Selbst ein Ray Bourque hat hier einen sehr bedingten Bekanntheitsgrad, vor allem in den Nicht-Eishockeystädten. Gerade deswegen muss der Fan begreifen, dass Schlagzeilen definitiv nur über deutsche Namen funktionieren.

Fürther: Die NHL ist überhaupt sehr weit weg, aber auch in der DEL müssen die Clubs kapieren, dass Geschichten, die zwar regional interessant, sehr häufig bundesweit kein Thema sind.

eishockey.com: Herr Leopold, als Zuschauer vor dem Fernseher, fragt man sich, wie es möglich ist, ein schnelles Eishockeyspiel vom Studio aus zu kommentieren. Über welche Hilfsmittel verfügen Sie dabei?

Leopold: (lacht) Wie meinen sie das, Hilfsmittel ...?

eishockey.com: ... zum Beispiel über mehrere Kameraperspektiven oder eine um Sekunden zeitversetzte Übertragung?

Leopold: Nein, Nein ...

eishockey.com: ... Wir haben schließlich festgestellt, dass Sie trotz der schnellen Wechsel immer sofort wissen, welche Spieler gerade auf dem Eis sind.

Leopold: Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber ich wage jetzt einfach zu behaupten, man bekommt einen Blick dafür. Ich habe die Sturmreihen im Kopf und wenn ich einen Rechtsaußen sehe, gehe ich davon aus, dass links der Andere steht. Zu 98 Prozent liege ich dann richtig. Aber ich gebe Ihnen Recht, das ist nicht einfach.

eishockey.com: Stehen auf Grund dieser Schwierigkeiten die PW-Kommentatoren teilweise in der Kritik?

Leopold: Ich will ja nicht meckern, aber ich denke, dass es sich die Zuschauer manchmal etwas leicht machen, denn es wird hier schließlich unter sehr erschwerten Bedingungen gearbeitet. Wenn wir zum Beispiel zu viert beim Stanley Cup Finale aufkreuzen, ist es nicht so, dass alle sagen: "Hurra, jetzt sind sie endlich da! Herzlich willkommen, hier ist euer Studio!" und wenn später Mark Hindelang seine Fieldposition nur um einen halben Meter verlässt, kommt der Producer vorbei und sagt: "Noch einmal solch ein Fehltritt, dann seid ihr beim nächsten Spiel überhaupt nicht mehr dabei!" Dass unter diesen schwierigen Umständen Fehler passieren können, ist denke ich nur menschlich. Dennoch versuchen wir, fehlerfrei zu arbeiten.

eishockey.com: Aber auch bei der Kommentierung von Live-Spielen werden haarsträubende Fehler gemacht, Spieler falsch benannt oder falsche Hintergrundgeschichten erzählt, so dass viele auf den amerikanischen Kommentar umschalten.
 
"Grundsätzlich bemüht sich jeder der kommentiert, das Beste daraus zu machen."

Fürther: Grundsätzlich bemüht sich jeder der kommentiert, das Beste daraus zu machen. Die größte Herausforderung für einen Kommentator sind zweifelsohne die amerikanischen Sportarten, allen voran Eishockey in der 'Box' aus München zu kommentieren.
In der DEL, in der wir selbst Regie führen, können wir den Kommentator vorwarnen, was auf ihn zukommt. Da kann er sich natürlich wesentlich besser darauf einstellen. Dadurch, dass sie in der NHL keinen Einfluss auf die Kamerabilder haben und sie keine Vorwarnung bekommen, wird es unheimlich schwer.
Sicherlich, das ist unser Job und wir können es dem Zuschauer dann nicht vorwerfen, wenn er es kritisiert. Es ist eben nicht immer möglich den Wunschkommentator Leopold einzusetzen, weil der Michael bei PW auch noch andere Aufgaben hat.

Leopold: Wir haben in der NHL beispielsweise bis zuletzt keine Mannschaftsaufstellungen vorliegen und der NHL Freak vor dem Bildschirm will sicherlich auch wissen, wenn ein Marty Reasoner aus der 3. oder 4. Reihe nicht spielt. Wir wissen das aber selber nicht und müssen uns anhand der gelieferten Bilder erst einmal ein Urteil bilden. Außerdem haben wir keinen Sendeablaufplan.
Nicht selten heißt es: "Bully acht Minuten nach Anfangszeit." Wir gehen dann nach acht Minuten auf Sendung und in Amerika laufen noch zwei Minuten Werbung. Das sollen, wie Ralph gesagt hat, keine Ausreden sein. Wir müssen unseren Job erfüllen und wollen ihn erfüllen, aber es sind wirklich teilweise harte Bedingungen.

eishockey.com: Als Fazit kann man also sagen, dass es der amerikanische Kommentator wesentlich leichter hat.

Fürther: Natürlich, bei der WM hatten wir alles in der Hand und somit einen entscheidenden Vorteil. Aber nur unter diesen Voraussetzungen können wir dem Zuschauer US Sport bieten, der bei PW zwar eine Bedeutung hat, aber nicht zu den Top 3 des PW Sportpaketes zählt. So hielten sich auch die Zeitungsberichte über den Stanley Cup in Grenzen. Mir taten die Jungs in Amerika leid, weil sie dort einen tollen Job gemacht haben, aber es hat nicht die Beachtung gefunden, wie wir es uns gewünscht hätten.

eishockey.com: In den letzten Spielzeiten wurden von PW in der Regel zwei NHL-Spiele wöchentlich live ausgestrahlt. Durch welche Faktoren wird eigentlich bestimmt, wie viele Begegnungen gezeigt werden?

Fürther: Das ist eine Frage der Rechteverhandlung und das, was wir an Programm brauchen. Innerhalb der Programmplanung entscheiden wir, wie viele Spiele wir wollen und wie viel Eishockey wir brauchen. Wir zeigen schließlich neben der NHL die DEL und die erste österreichische Liga. Das Ganze unterliegt dann einer Kosten-Nutzen-Analyse. Als Ergebnis hat sich wöchentlich die Zahl Zwei ergeben und das wird auch so bleiben.

eishockey.com: Soll das heißen, dass sie für jedes Spiel der NHL zahlen müssen?

Fürther: Nein, da gibt es natürlich eine Pauschale, in der die Kosten für ein Jahr enthalten sind, aber sie haben ja zusätzlich noch die technischen Kosten und die Personalkosten, die pro Spiel anfallen.

eishockey.com: Für wie lange hat PW noch die Rechte die NHL zu übertragen?

Fürther: Zu den genauen Vertragskonditionen möchte ich hier keine Angaben machen, aber wir sind von der Laufzeit her komfortabel ausgestattet. Der NHL-Fan wird auch weiterhin ausführlich von uns informiert.

eishockey.com: PW zeigt die vier US Major Leagues in Live-Übertragungen. Ist es richtig, dass in ihrem Sender nicht nur die NBA einen höheren Stellenwert als die NHL genießt, sondern auch die NFL?

Fürther: Ja, American Football steht in der Gunst unserer Zuschauer etwas über der NHL. Die NFL hat eine deutsche Dependance, die wir bei der NHL bislang noch vermissen. Wir beobachten den Markt und die Übertragungen und daraus ziehen wir unsere Erkenntnisse.
Wir glauben, dass wir mit wöchentlich zwei Live-Spielen, einer umfangreichen Berichterstattung vom Stanley Cup Finale und einem Magazin, die NHL-Fans sehr umfangreich bedienen.

eishockey.com: Wie viele Zuschauer haben sie denn in der Regel bei NHL-Spielen?

Fürther: Einschaltquoten, wie sie die GFK für die Free-TV Sender ermittelt, gibt es für das Pay-TV nicht. Unser Erfolg definiert sich nicht über Quoten, sondern durch den Verkauf von Decodern. Mit der Entwicklung im Eishockey sind wir grundsätzlich zufrieden.

Leopold: Ich möchte noch eines los werden: Als ich ein kleiner Junge war, habe ich mir immer gewünscht ein NHL-Spiel zu sehen und ich kann ehrlich gesagt nicht nachvollziehen, dass heutzutage, wo man wirklich alle Sportarten präsent hat und zwei Spiele die Woche sehen kann, es Leute gibt, denen das nicht reicht.

eishockey.com: Aber es wäre trotzdem zu wünschen, dass wenigstens in den Playoffs ein drittes Spiel liefe, weil die Begegnungen in dieser Zeit wesentlich interessanter und kampfbetonter werden.

Leopold: Also, das hatten wir schon definitiv in der Saison 2000, als wir in den Conference Finale alle Spiele zeigten ...

eishockey.com: ... heuer allerdings aufgrund der Eishockey WM nicht. Wird das eventuell wieder kommen?

Fürther: Sicherlich, die WM in Deutschland hat dieses Jahr eine Rolle gespielt, dass Eishockey einen großen Stellenwert einnahm und die NHL-Playoffs etwas verdrängte.
Ein Problem in den Playoffs ist für uns, dass wenn wir Spiele kurzfristig ins Programm nehmen, es wenig bringt, weil wir sie kaum gegenüber dem Eishockeypublikum kommunizieren können. Sie müssen die Leute draußen auch mit einem gewissen Vorlauf erreichen. Das Premiere Magazin hat zum Beispiel eine Auflage von drei Millionen Exemplaren, aber schon sechs Wochen vor dem Erscheinen Redaktionsschluss.

eishockey.com: Am 28. April und 12. Mai wurden zwei Spiele zeitversetzt um 1 Uhr nachts gesendet, obwohl diese idealerweise um 21 Uhr hätten live gezeigt werden können. Warum?

Fürther: Dadurch, dass PW in diesem Zeitraum 56 Spiele der Eishockey-WM live ausgestrahlt hat, musste am Abend etwas Platz für andere Sportevents geschaffen werden, zum Beispiel für Boxen oder internationaler Fußball. Dies war der Grund für die zeitversetzte Ausstrahlung der beiden genannten NHL-Spiele. Solche Maßnahmen bleiben selbstverständlich die Ausnahme.

eishockey.com: Gibt es eigentlich Einschränkungen bei der Auswahl der Spiele, die Sie senden wollen oder können Sie darauf Einfluss nehmen?
 
"Dann kommt es einfach vor, dass Detroit, Toronto und Philadelphia immer und immer wieder zu sehen sind."

Leopold: Fast keinen! Wir setzen uns Anfang August mit dem Oktoberspielplan auseinander und geben eine Wunschliste an die NHL in New York ab. Gleiches tun die Finnen, die Tschechen, die Russen usw., es sind an die neun Nationen in Europa. Daraufhin macht die NHL einen Vergleich, wer welches Spiel wünscht. Wie das dann dort genau gehandhabt wird, weiß ich nicht.
Ich vermute, dass die NHL auch auf die Kosten schaut, denn es werden wahnsinnig viele Spiele von den Fernsehsendern der auswärtsspielenden Mannschaft gezeigt. Nach meinem Kenntnisstand sind die billiger, weil die weniger Kameraperspektiven bieten und dadurch weniger Personalaufwand haben.

Die NHL schickt uns nach zwei Wochen Überarbeitung eine Liste, anhand der wir erneut auswählen können. Von den ursprünglich gewünschten Spielen sind darauf keine Fünf mehr enthalten. Kurzerhand schicken wir wieder eine Auswahl zur NHL und wenn wir Glück haben, bleibt es dabei. Aber in der Regel haben wir kein Glück und es fallen noch einmal drei bis vier Spiele heraus.
Eigentlich wünschen wir uns zwei fixe Übertragungstage pro Woche, aber die können wir im kommenden Oktober schon gar nicht einhalten, weil sie uns zu diesen Zeiten teilweise gar keine Spiele anbieten. Dann kommt es einfach vor, dass Detroit, Toronto und Philadelphia immer und immer wieder zu sehen sind. Wir können uns noch so oft Tampa Bay oder Columbus wünschen, wir bekommen diese Teams einfach nicht.

eishockey.com: Müsste sich die NHL am europäischen Markt nicht stärker partizipieren?

Fürther: Unser größter Wunsch ist es, dass sich die NHL stärker in Deutschland präsentiert. Bislang wurde uns als Gründe für das Fernbleiben fehlende Zuschauerkapazitäten in den Hallen genannt. Davon kann aber jetzt keine Rede mehr sein. Hallen, wie in Köln, Hannover oder Nürnberg wären ideale Schauplätze für Spiele von NHL-Teams.
Wir beglückwünschen die NBA zu ihrer Entscheidung jetzt massiv nach Deutschland zu kommen und eben auch Spiele auszutragen. Wir bedauern es, dass es die NHL bisher nicht geschafft hat, in Deutschland einmal für sich zu werben. Nur der direkte Kontakt zu den Stars, wie Jagr oder Hasek zählt, genau das würde uns helfen. Wir hoffen, dass sich auf diesem Sektor etwas bewegt.

eishockey.com: Würde aber nicht auch ein Werbeeffekt dadurch entstehen, wenn sich die Kirch-Gruppe, der neben dem Pay-TV Sender PW, u.a. die Free-TV Sender Sat1 und DSF gehören, entschließen würde, NHL Eishockey im frei empfangbaren Fernsehen zu zeigen?

Fürther: PW definiert sich als Live-Sportsender. Das NHL-Engagement macht für uns nur dann Sinn, wenn wir das Produkt exklusiv an uns binden. Ausschnitte von Spielen gibt es sehr häufig im DSF zu sehen, was wir auch sehr begrüßen.

eishockey.com: Warum funktioniert das aber bei der NBA, wo Spiele live im DSF gezeigt werden?

Fürther: Die NBA hat wie erwähnt schon viel erreicht in Deutschland und in der jungen Zielgruppe dadurch auch einen etwas höheren Beliebheitsgrad.

eishockey.com: Herr Fürther, mehrfach ist zu hören, dass der Kundenservice bei PW auch von Seiten der Sportredaktion zu Wünschen übrig lässt, indem Anfragen per e-mail von Abonnenten nicht oder nur ungenügend beantwortet werden. Sind in diesem Bereich Verbesserungen angedacht?
 
"Wir versuchen jedes e-mail zu beantworten ..."

Fürther: Wir haben in diesem Bereich schon einiges optimiert, weil es gerade zum Sport erfreulicherweise sehr viele Anfragen gibt. Eine Stelle wurde neu besetzt, dort werden die Fachfragen an den Produktmanager weitergeleitet. Sollte es zu Verzögerungen gekommen sein, ist das bedauerlich und das ist nicht in unserem Sinne. Wir versuchen jedes e-mail zu beantworten, aber wir bekommen zum Beispiel auch häufig Anfragen zu den Musiktiteln, die in den amerikanischen Stadien gespielt wurden. So etwas ist schwer zu beantworten und dafür bitten wir um Verständnis. Wir können auch leider keine Karten besorgen.

Leopold: Ich persönlich versuche alle Zuschriften zu beantworten, wobei ich sagen muss, wenn zehn Mal die gleiche Frage zur Spielauswahl kommt, warum dieses Spiel und nicht dieses, dann behalte ich es mir vor, das nicht zu tun. Dazu fehlt häufig die Zeit.

eishockey.com: Herr Leopold, zum Abschluss möchten wir noch einen Ausblick auf die neue Saison wagen. Welche Teams sehen Sie kommende Saison als Favoriten an?

Leopold: Ich erwarte die Saison mit großer Spannung, weil am Transfermarkt wahnsinnig viel los war. Von daher hoffe ich, dass im Osten New Jersey diesmal richtig Konkurrenz bekommt. Ich hoffe, weil auch der Name 'Jaromir Jagr' sehr transportabel ist, dass Washington mit eingreift. Ich hoffe, dass Philadelphia endlich auch einmal für gute Schlagzeilen sorgt, nicht nur für Lindros Schlagzeilen. Bei Toronto weiß man immer nie. Irgendetwas fehlt da, aber ich denke, dass es im Osten ausgeglichener zugehen wird. Doch der Weg ins Finale führt wohl erneut nur über New Jersey.
Im Westen schauen wir natürlich auf die beiden Deutschen und ansonsten gibt es dort nicht viel Neues. Die großen Vier (Anm. d. Red.: Colorado, Dallas, Detroit, St. Louis) werden es auch in diesem Jahr sein. Wobei man in St. Louis sicher abwarten muss, das ist ein völlig neues Team und ob Doug Weight einen Pierre Turgeon wirklich ersetzen kann? Also, ich persönlich tippe, dass Dallas in diesem Jahr den Stanley Cup holt ...

eishockey.com: ... die haben massiv aufgerüstet ...

Leopold: ... ja, ich glaube ganz stark an die Dallas Stars.

eishockey.com: Und wer könnte für Überraschungen sorgen?

Leopold: Überraschungen würde ich nicht sagen, aber es gibt viele große Fragezeichen. Ich bin gespannt, was in Boston passiert, man hat zum ersten Mal seit ewigen Zeiten wieder Geld ausgegeben und neue Leute geholt. New York Islanders, New York Rangers: Große Fragezeichen! Was passiert da? Eine sehr spannende Angelegenheit. Was passiert in Montreal? ...

eishockey.com: ... Was ist mit den jungen Franchisenehmern, Minnesota und Columbus, die sich letztes Jahr wacker geschlagen haben?

Leopold: Aber ich glaube nicht, dass man die unbedingt auf der Liste haben muss. Insgesamt steht uns dennoch eine sehr spannende Saison bevor.

eishockey.com: Herr Fürther, Herr Leopold, wir bedanken uns für dieses ausführliche Gespräch und ihre Gastfreundschaft.

Anmerkung von Herrn Fürther: Ich hätte noch eine Information für Ihre Leser. Wir wollen in der neuen Saison, wenn es von den Fanclubs gewünscht wird, den direkten Kontakt zu ihnen suchen. Ich habe das bei der DEL und den Fanclubs teilweise schon etabliert, dass wenn von mehreren Fanclubs ein Treffen ist, wir anbieten, dort in wechselnder Besetzung präsent zu sein, das heißt ein Moderator oder ein Kommentator. Wir beantworten Fragen vor Ort, die den Fans auf den Nägeln brennen. Das muss nicht nur in den DEL Städten sein, das kann auch in Bad Tölz oder Hamburg stattfinden. (sth)

Interviewausschnitt von Michael Leopold im mp3-Format:

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