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nr.45 / sep. 2001 

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ESSAY
 
Ich will mehr! - Die Sieger des Gehaltspokers 2001
von Bernd Rösch

Sieger vor dem Arbitrator
Bill Guerin
Noch nie zuvor in der Geschichte der NHL zeigten sich deren Schlichter im Gehaltspoker zwischen Teammanagement und Kufencracks in solcher Geberlaune wie in diesem Sommer. Steigerungen des jährlichen Salärs von 100% (siehe Schaubild) waren keine Ausnahme und das in Zeiten, wo der Stellenwert der NHL auf dem nordamerikanischen, vor allem auf dem US-(TV)Markt immer mehr zurückgeht. Selbst das siebte Spiel im Stanley Cup Finale zwischen den Colorado Avalanche und den New Jersey Devils - und was gibt es schließlich schöneres - wollten weniger US-Amerikaner sehen, als ein Jahr zuvor die Finalpartien zwischen den Dallas Stars und New Jersey. Vom mangelnden Interesse an den Saisonspielen, und dies trotz Reaktivierung eines Mario Lemieux, ganz zu Schweigen.

Umso verwunderlicher scheint es da, dass sich die 'Arbitrator' immer mehr auf die Seite der Aktiven, auch zur Freude der Spielergewerkschaft NHLPA, stellen. So wird sich wohl mancher Akteur, der noch in diesem Jahr seinen Vertrag selbst ausgehandelt hat oder von seinem Manager aushandeln ließ, überlegen, ob er nicht das nächste Mal lieber gleich das Schiedsgericht anrufen wird. Die 'Arbitrator' dürfen sich auf viel Arbeit in den nächsten Jahren gefasst machen. Nur 17 Urteile wie in diesem Sommer gehören wohl der Vergangenheit an.


   Gehaltsveränderungen in %
Petr Sykora, Njd         406,6%
Robert Lang, Pit         163,6%
Daymond Langkow, Pho     133,3%
Manny Fernandez, Min     121,4%
Pavol Demitra, Stl       111,1%
Filip Kuba, Min          109,7%
Alexei Kovalev, Pit       92,6%
Aaron Miller, Los         83,3%
Martin Straka, Pit        63,6%
Jan Hrdina, Pit           61,4%
Bill Guerin, Bos          59,4%
Wade Redden, Ott          48,7%
Sergei Zholtok, Min       43,6%
Miroslav Satan, Buf       36,0%
Bobby Holik, Njd          29,6%
Cale Hulse, Nas           29,4%
Darius Kasparaitis, Pit  -28,1%

Durchschnitt:             92,1%

Zu den großen Gewinnern des Millionenspiels zählen vor allem Bostons Bill Guerin, mit US$ 5,1 Millionen gegenüber US$ 3,2 Millionen im Vorjahr bedacht und New Jerseys tschechischer Stürmer Petr Sykora dem 3,42 Millionen Durchschnittsgehalt für seinen 2-Jahres Vertrag zugesprochen wurden. Für den bis dato unterbezahlten, zuletzt verdiente er US$ 675.000, 24-Jährigen sprang eine Gehaltserhöhung von sage und schreibe 406 Prozent (NHL-Rekord!) heraus.

Nicht nur bei Guerin verließen die Schlichter, hier Richard Bloch, den ansonsten üblichen Weg des Schiedsgerichts mit einem echten Kompromiss zwischen Gebot des Vereins und Forderung des Spielers zu vermitteln. Sicherlich, die von den Bruins gebotenen US$ 3,4 Millionen, für einen Stürmer, der es letzte Saison auf immerhin 40 Tore und 45 Assists gebracht hatte, waren nicht ganz ernst zu nehmen, doch waren es die von Guerins Manager Bob Murray geforderten US$ 5,9 Millionen?

Ganz hart getroffen hat es auch die Pittsburgh Penguins. Das Team von Mario Lemieux hatte mit Alexei Kovalev, Martin Straka, Robert Lang, Jan Hrdina und Darius Kasparaitis gleich fünf Akteure, die das Schiedsgericht beriefen. Mit der Folge, dass die Penguins in der kommenden Saison Mehrausgaben in Höhe von insgesamt US$ 5,2 Millionen gegenüber dem Vorjahr verkraften müssen und dies obwohl Kasparaitis sogar eine Gehaltseinbuße von US$ 450.000 hinnahm, um nächstes Jahr Unrestricted Free Agent zu werden.

Erstmals in den Kreis der Gehaltsmillionäre zogen Phoenixs Daymond Langkow (US$ 2,1 Mio.), Los Angeles' Aaron Miller (US$ 1,65 Mio.), Minnesotas Schlussmann Manny Fernandez (US$ 1,55 Mio.), Nashvilles Cale Huls (US$ 1,1 Mio.) und der schon erwähnte Stürmer der Penguins, Jan Hrdina (US$ 1,13 Mio.), ein.

Eine Folge dieser Vorgehensweise wird sein, dass die Schere zwischen den wenigen reichen Franchisenehmern der NHL, im Westen Colorado, Detroit, St. Louis, Dallas, im Osten New York, Philadelphia sowie mit Einschränkungen Toronto, und dem Rest der Liga immer größer wird. Manches Team wird sich überlegen, ob es einen Spieler nicht lieber vor den Vertragsverhandlungen eintauscht.

Dem sportlichen Wettbewerb ist dieses Zukunftsszenario keinesfalls dienlich. (br)

Nutzen Sie zu Diskussionen über die Gehaltsverhandlungen unser >> NHL-Leserforum.

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(C) NHL - Eishockeymagazin Schäffler & Rösch GbR